Zwar nicht von Ocean to Ocean aber zumindest vom Mittelmeer zum Atlantik
März/April 2023

Wappen, Flagge
Marokko – offiziell Königreich Marokko – gelegen an der Nordwestspitze von Afrika ist eines der fünf Maghrebländer (1989 Gründung der Union du Maghreb Arabe - UMA).
Exkurs: Die Westsahara ist geteilt: der Westen steht unter der Kontrolle Marokkos, der äußerste Osten und Süden unter der Kontrolle der Polisario. Ein Referendum über den völkerrechtlichen Status des Gebietes erfolgte bisher, mangels Einigung über die Modalitäten der Durchführung, nicht.
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts stand Marokko unter der Herrschaft von Frankreich und Spanien. 1956 wurde es unabhängig und schon im Jahr darauf ein Königreich. Seit 1992 eine konstitutionelle Monarchie (Einschränkung der Macht des Monarchen durch eine Verfassung). Staatsoberhaupt ist seit 1999 Mohammed VI. als dritter König seit der Unabhängigkeit.
Fläche: rd 447.000 km² (mit Westsahara: rd. 713.000 km²) zum Vergleich Ö: 84.000 km², D: 357.000 km²)
Einwohner: rd. 38 Mio (Ö: 9 Mio, D: 84 Mio)
Bevölkerungsdichte: rd. 86 pro km² (Ö: 108 pro km², D: 235 pro km²)
Wer noch nie in einem afrikanischen Land war hat in Marokko eine gute Gelegenheit für einen passenden Einstieg zum Kennenlernen anderer Kulturen aber auch unterschiedlichster Landschaften. Den Küstengebieten am Atlantik und dem Mittelmeer folgen gewaltige Gebirgs- (Atlas und Antiatlas) und Wüstenlandschaften (Ausläufer der Sahara).
Man kann bequem per Flugzeug in die größte - und vom Namen her wohl auch bekannteste - Stadt Marokkos nach Casablanca oder in die Hauptstadt Rabat oder nach Marrakesch, das Schmuckstück arabisch-spanischer Kunst, und noch einige andere interessante Städte fliegen. Man trifft auf eine im Lauf der Zeit kulturelle Vielfalt ethnischer Gruppen und Völker. Heutzutage vorwiegend Berber und Araber. Man kann also binnen kürzester Zeit mit dem Aussteigen aus dem Flugzeug in eine andere Welt eintauchen. Der Tourismus bringt es mit sich, sofort als ein Objekt der Begierde und als potenzieller Käufer für Waren aller Art umworben zu werden.
Man kann sich aber auch der Mühe unterziehen mit dem eigenen Fahrzeug mittels Fähre aus Europa anzureisen, um sich in die abgelegensten Winkel des Landes zu begeben. Man wird verwundert feststellen, dass auch hier schon einmal wer war oder aus dem nichts jemand auftaucht.
Marokko unterliegt aktuell einer rasant wachsenden (nicht nur) Straßenausbau-Infrastruktur. Damit verbunden ist auch der Schulausbau bzw. das stark steigende Bildungsniveau der jungen (urbanen) Bevölkerung.
Je weiter weg es vom Norden in das Atlasgebirge und an die Randzone der Sahara Richtung Algerien, „ehemalige“ Westsahara bzw. Mauretanien geht, umso schwieriger werden die Lebensbedingungen. Die Anstrengungen des Staates zum Ausbau der Infrastruktur in den an den Rändern liegenden Orten und kleinen Städten ist nicht zu übersehen. Auch wenn vieles in unseren Augen und Maßstäben als noch „Bescheiden“ angesehen wird. Internet (WiFi) gibt es – man kann fast sagen in jedem - noch so abgelegenem Dörfchen und im Café wird einem bereitwillig der Code für das Passwort ins Smartphone getippt. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass es das, zu meiner großen Verwunderung, in so manchem Dorfgasthaus in Europa (ich nenne jetzt kein Land) nicht gegeben hat.
Fährt man also durch ein fremdes Land, dieses Mal Marokko, lassen sich viele kleine Beobachtungen machen. Oft geben wir uns aus Zeitmangel allerdings selbst nicht die Möglichkeit dazu und sind ständig mit dem Erreichen des nächsten Zieles beschäftigt (geht mir allerdings oft leider selbst so).
Wohin soll die Reiseroute diesmal führen? Die Recherchen über Tracks und schöne Orte waren umfangreich. Zwischenzeitig gibt es reichlich Literatur und Filmchen zum Sichten. Stimmen die Beschreibungen mit dem, wie man dann vor Ort selbst empfindet überein? Oder waren die äußeren Verhältnisse wie Wetter, Jahreszeit oder auch gewünschter „Nicht-Tourismus“ entsprechend? Unsere begrenzte Zeitressource ergab eine „klassische“ Runde in Form eines bauchigen „6ers“. Mittelmeer, Atlantik, Atlasgebirge, Drâa-Tal und wieder am Atlantik entlang zurück.
Eine bunt gemischte Fahrzeuggruppe – Pinzgauer 718 SAN, Steyr 12M18 und Unimog 4023 begeben sich auf Reise.

Abb.1 – Power für die Fahrt über das Mittelmeer von Genua nach Tanger Med
Der Einstieg in das immer wieder beeindruckende und mächtige Hohe Atlas Gebirge, dieses Mal bei Beni Mellal, vorbei an der Barrage Bin El-Quidane bis zur Cathedrale führt uns entlang der Piste der wenig bekannten, aber umso sehenswerteren, Schlucht des Assif Melloul (Fluss).

Abb.2 – Oberes Ende der Barrage Bin El-Quidane

Abb.3 – Barrage Bin El-Quidane, eine von zahlreichen

Abb.4 – Die „Cathedrale“, markante Felsformation

Abb.5 – Ein alter Bedford, freundlicher Fahrer

Abb.6 – Einstieg in die traumhaft schöne Schlucht des Assif Melloul

Abb.7 –Assif Melloul

Abb.8 – Mal unten, mal oben entlang des Assif Melloul

Abb.9 – Anergui, von hier geht es in kurzer Distanz von 1.500 m auf über 2.500 m
Der Bau der Barrage Todgha (Todra Staudamm oberhalb der Todra-Schlucht) und sich verändernde Straßenführungen erfolgen schneller als in den aktuellen Kartenversionen angeführt. An der früher anspruchsvollen Piste von Tamtetoucht nach M’Semrir (Richtung Dades-Schlucht) über den 2.639 m hohen Tizi N Uguent Zegsaoun (Pass) wird von beiden Seiten gebaut. Die Straße von der Westseite ist schon sehr weit Richtung Pass fortgeschritten. Trotzdem empfinden wir große Abschnitte als sehr eindrückliche Landschaft.

Abb.10 – Am Weg zum Tizi N Uguent Zegsaoun

Abb.11 – Prächtige Farbenspiele, bis zum Pass ist es nicht mehr weit

Abb.12 – Beeindruckende Straßenführung in den Bergflanken, Oasen entlang des Dades

Abb.13 – Ansiedlung an den Hängen der Dades-Schlucht

Abb.14 – Die berühmten Serpentinen der Dades-Schlucht

Abb.15 – Die engste Stelle der Dades-Schlucht: Zum Schutz vor Überschwemmung der Straße eine kleine Schutzmauer

Abb.16 – Tamellat: Bekannt für die Affenpfotenfelsen, erstaunlich der dichte Wald am Fuße der Felsen
Wir verlassen die Dades-Schlucht über das Rosental, bekannt für seine Rosenblüten von April bis Mai.
Die N10 ein Stück in östlicher Richtung folgend führt unsere Route ins südlich davon liegende Djebel Saghro Gebirge, das Verbindungsglied zwischen dem Hohen Atlas und der Sahara. Eine Gebirgskette vulkanischen Ursprungs, zwischen Dades und Draa, mit schroffen Erosionsformen, hohen Tafelbergen und tiefen, engen Schluchten. Erbarmungslos schlängelt sich die Piste über Stock und Stein bis Alnif.

Abb.17 – Sagrho Gebirge, schroffer vulkanischer Stein

Abb.18 – Noch in Bau befindliches Bauwerk: Zu welchem Zweck?
Anstelle über Merzouga und Erg Chebbi wählen wir eine Piste entlang des Oued Rheris Richtung algerische Grenze nach Ramlia. Hinter Rassini beginnen Dünenfelder und oftmals schlängelt man sich labyrinthartig durch die Oued-Landschaft. Regenfälle im Atlasgebirge bringen mit Verzögerung Wasser in das Gebiet um Ramlia und schon kann die Querung des mehrere Kilometer breiten Oueds zum Problem werden. Das machte uns 2019 die Piste nach GPS-Track unpassierbar (Mud -> Stuck) und konnten mittels einheimischer Hilfe eine viele Kilometer weiter nördliche Passage mit Wasserdurchfahrt befahren. Man sollte sich dessen einfach bewusst sein, dass das vorkommt. Da kann man sein Fahrzeug sehr schnell im weichen Boden versenken.

Abb.19 – Hinter Rassini beginnen Dünenfelder
Vor Sidi Ali befahren wir gegenüber der Düne Zereg eine Anhöhe mit herrlichem Überblick auf das nördlich liegende Oued el Mader samt dahinter liegender Gebirgszüge und nach Süden in die Weite der algerischen Sahara.

Abb.20 – Auf einer Anhöhe vor Sidi Ali mit Blick Richtung algerische Grenze

Abb.21 – Auf dem Weg nach Tagounite, Querung einer kraterähnlichen Landschaft
Bei Tagounite (südlich von Zagora) münden wir in das Draa-Tal, welchem wir nun im Großen und Ganzen bis zu seiner Mündung in den Atlantik (nördlich von Tan Tan) folgen. Wir passieren dabei die unterschiedlichsten Landschaften sowohl mit herrlichen als auch weniger herrlichen Offroad-Strecken pur. Regen, Schlamm, Sand, Dünen, schwerer Schotter, alles da. Die Fahrt bis zum Strand „Plage Blanche“ ist stellenweise mühsam. Durch einen Kommunikationsfehler entsteht für mich eine zweimalige superschöne Fahrt durch das Oued Aoreora. An der Plage Blanche fahren wir zunächst zu weit vom Wasser entfernt. Der Verbrauch steigt kurzfristig fast ins Unermessliche. Von einem der zahlreichen Fischer an der Küste kaufen wir frischen Fisch. Die Ausfahrt vom Strand im Norden ist immer noch eng und steil. Dafür beginnt schon kurz danach die neu gebaute Asphaltstraße. Für eine Nacht am Strand muss erst wieder eine Abfahrt gefunden werden. Fisch wird filetiert und gebraten, mit dem Rest eine Fischsuppe gekocht.

Abb.22 – Sandspielen auf den breit gestreuten Pisten zum Erg Chegaga

Abb.23 – Nur mehr für touristische Zwecke?

Abb.24 – Lac Iriqui, meist staubtrocken, das muss aber nicht immer so sein

Abb.25 – Charakteristisch gezackte Felsformation südwestlich von Foum Zguid

Abb.26 – Am Horizont im Gebirgseinschnitt liegt Foum Zguid

Abb.27 – Foum Zguid, beliebter Treffpunkt am alten Hauptplatz

Abb.28 – Altes Teilstück einer Nebenpiste nach Tissint

Abb.29 – Manchmal lohnt es sich hinter verborgene Türen zu schauen

Abb.30 – Icht, Camping Borj Biramane

Abb.31 – Statt über die RN17 eine knochenharte Piste über ein Nebental

Abb.32 – Wir werden mit einem schönen Übernachtungsplatz belohnt



Abb.33-35 – Assa, auffüllen mit frischen Lebensmittelvorräten für den Weg durch das untere Draa-Tal nach Tan-Tan

Abb.36 – Unteres Draa-Tal: auch wenn es abseits gelegen scheint, Bau eines Wasserstaubeckens


Abb.37-38 – Regen, wir glauben es nicht, der Untergrund wird schlüpfrig


Abb.39-40 – Nach dem Regen: Glasklare Luft an diesem Abend

Abb.41 – Markanter Felsen im Draa-Tal

Abb.42 – Nach dem Schlammbad ist Reinigung angesagt

Abb.43 – Tan-Tan: Während des Ramadans beginnt das Leben erst nach Sonnenuntergang

Abb.44 – Tan-Tan: Auch nicht anders als bei uns

Abb.45 – Nach wie vor eher schlechtes Wetter: Ksar Tafnidilt überrascht angenehm, im Hintergrund die alte Ruine

Abb.46 – Ksar Tafnidilt: Alte Karte; hier erfahren wir auch die Gezeiten an der Küste für die Befahrung der Plage Blanche

Abb.47 – Ksar Tafnidilt: Strategischer Überblick über das Draa-Tal

Abb.48 – Wir erreichen den Atlantik: Das Plateau fällt hier ca. 75 m zur Küste ab

Abb.49 – Unterhalb des alten Aoreora Fort an der Mündung, Einstieg in die Plage Blanche. Wir beschnuppern das Terrain.

Abb.50 – SAT-Bild vom Aoreora-Tal

Abb.51 – Unerwartete Landschaft im Aoreora-Tal und ich fahre weiter und weiter. Durch einen Kommunikationsfehler, ich habe mich nicht ordentlich abgemeldet, werde ich vermisst und man sucht nach mir …

Abb.52 – … als ich erkenne, dass es aus dem Tal eine Ausfahrtsmöglichkeit gibt, beschließe ich eine Runde über die Hochebene wieder zurückzufahren, übrigens auf herrlichster Sandpiste!

Abb.53 – Bis ich zum noch nicht fixierten Nachtplatz endlich zurückkehre, ist niemand mehr da. So fahre ich fast eine zweite halbe Runde und kehre dann doch zurück. Man ist nicht amused über mich. Aber, fahrerisch war das die ziemlich coolste Strecke auf der ganzen Reise!

Abb.54 – Typisch Atlantik: Morgennebel liegt in der Luft. Fischer im kalten Wasser beim Angeln.

Abb.55 – Die vielen Fischer bringen uns auf einen Gedanken

Abb.56 – Im nächsten Fischer-Camp (diese sind sehr bescheidene Behausungen) erhalten wir etwas Passendes

Abb.57 – Wir nähern uns der nördlichen Ausfahrt …

Abb.58 – … eine steile und für LKW am Ende auch schmale Rampe

Abb.59 – Wieder einen schönen Nachtplatz gefunden

Abb.60 – So lässt sich´s Leben

Abb.61 – Am nächsten Morgen zeigen uns die Fischer ihren Fang
Schön langsam kommen wir wieder zurück ins normale Leben. Am Weg nach Sidi Ifni besuchen wir die Ruine Bordj Bou Jerif sowie das nahe liegende Camp.

Abb.62 – Camp Fort Bou Jerif

Abb.63 – Eine kurze Einkehr ist uns willkommen, aber …

Abb.64 – … nein, Ziegenkopf wollen wir nicht
Das Rad zurück nach Hause dreht sich immer schneller. Halt, noch ein Stopp in Essaouira, direkt vor dem Haupteingang zur Altstadt im Hotel des Iles, einem Architektenhotel aus 1948 (-> Orson Wells: Dreharbeiten zu „Othello“). Neben der Architektur gibt es praktischerweise auch Stellplätze für unsere Fahrzeuge. Unseren Stadtbummel können wir gleich in der Früh und noch ohne Touristenmassen beginnen. Empfehlenswert ist ein Zugang auf eine Dachterrasse wie z.B. beim Hotel Riad Mimouna mit Restaurant und alten Designmöbeln.

Abb.65 – Essaouira, Altstadt (UNESCO Weltkulturerbe)

Abb.66 – Diese ist von einer massiven Stadtmauer umgeben


Abb.67-68 – Unzählige Geschäfte in der Altstadt

Abb.69 – Ein Fischmarkt darf hier nicht fehlen

Abb.70 – Essaouira ist auch bekannt für die vielen hier lebenden Künstler

Abb.71 – In einer Hotellobby in der Altstadt mit Zugang zu einer Dachterrasse

Abb.72 – Ob kleine Terrasse oder …

Abb.73 – … große, es finden sich herrliche Ausblicke

Abb.74 – Eine massive Mauer schützt die Altstadt vom Atlantik

Abb.75 – Rauer Atlantik

Abb.76 – Geschützt im Dünengürtel, nur langsam lichtet sich der Nebel

Abb.77 – Ein Fischer zeigt mir ein kleines Höhlensystem …

Abb.78 – … mit direktem Ausblick auf´s Meer

Abb.79 – Langgestreckte Lagune mit intensiver landwirtschaftlicher Bewirtschaftung

Abb.80 – Tétoun am Mittelmeer, sehr unterschiedliche Transportmittel

Abb.81 – Die Altstadt ist im Ramadan während des Abendgebets wie ausgestorben

Abb.82 – Die Türen einer Moschee öffnen sich wieder

Abb.83 – Es kehrt wieder Leben zurück

Abb.84 – Tétouans Altstadt (Medina) ist seit 1987 Weltkulturerbe der UNESCO

Abb.85 – Das Mittelmeer, blitzblau liegt es vor uns

Abb.86 – Wir packen unsere Sachen und machen uns auf den Weg zur Fähre

Abb.87 – Warten, warten, warten …