Oktober/November 2024
Zwar nicht von Ocean to Ocean aber zumindest vom Mittelmeer zum Atlantik
(s.a. den Reisebericht über „Marokko 2023“)

Flagge. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Siegel
Mauretanien
Mauretanien gehört hierzulande zu den eher weniger bekannten Ländern, ausgenommen Eisenbahnliebhabern ist der Eisenerzzug („Le Train“) ein Begriff. Dieser gilt als einer der längsten und schwersten Züge weltweit und verbindet über eine Strecke von rd. 700 km das Eisenerzabbaugebiet Zouérat in der Sahara mit der Atlantikküste in Nouadhibou. Er soll bis 2,5 km lang sein, bis zu 220 Waggons mit sich führen und dabei rd. 17.000 Tonnen Erz transportieren.
Mauretanien – „République islamique de Mauritanie“ (RIM) ist eine Präsidialrepublik (seit 1960 unabhängig) und liegt im nordwestlichen Afrika am Atlantik und grenzt an die Staaten Algerien, Mali, Senegal sowie die Westsahara (diese wurde 1975 von Marokko, nach dem Abzug der Kolonialmacht Spanien, größtenteils annektiert). In den letzten Jahren fanden regelmäßig Präsidentschaftswahlen statt und gilt das Land aufgrund der stabilen Sicherheitslage und effektiver Maßnahmen gegen Terrorismus als (relativ) sicher. Mauretanien besteht größtenteils aus Wüste, ausgenommen eine Dornstrauchsavannenzone entlang der Südgrenze bis zur Hauptstadt Nouakchott. Eine erhebliche Herausforderung besteht hinsichtlich Armut und wirtschaftlicher Schwierigkeiten. Augenscheinlich für jeden Touristen ist die Umweltverschmutzung durch Müll (Plastik) in besiedelten Gebieten.
Hauptstadt:
Nouakchott, 1,45 Mio. Einwohner
Zweitgrößte Stadt:
Nouadhibou, 174.000 Einwohner
Fläche:
1.030.700 km² (zum Vergleich Ö: 84.000 km², D: 357.000 km²) also dreimal D oder zweimal E (Spanien) mit 506.000 km²
Einwohner:
5 Mio (Ö: 9 Mio, D: 84 Mio)
Bevölkerungsdichte:
5 pro km² (Ö: 108 pro km², D: 235 pro km²)
Volksgruppen:
Mauretanien bildet die Grenze zwischen Nord- und Subsahara-Afrika. Es treffen arabische, berberische und schwarzafrikanische Völkergruppen zusammen. Heute gilt der Islam als Bindung zwischen den verschiedenen Ethnien und ist die einzige vom Volk anerkannte Legitimierung eines jeden Gesetzes.
Quelle: Wikipedia, citipopulation.de, einschlägige Artikel
Prolog
Vorab muss ich leider berichten, dass mein Pinz wenige Tage vor Abreise wegen eines nicht bemerkten Risses in einem Kühlwasserschlauch einen Motorschaden erlitten hat. Ich musste erkennen, dass eine kurzfristige Reparatur nicht durchführbar war, selbst bei einer Verschiebung des Starts. Unsere Freunde wollten nicht ohne uns fahren und boten uns an ihren Vorgänger von ihrem neuen Unimog, einen Puch G 280 CDI Professional mit Dachzelt zur Verfügung zu stellen. Wir nahmen überglücklich dankend an. Nun musste nur noch unser vorbereitetes Reisegepäck bzw. Ausrüstung eingeschränkt und umorganisiert werden …
Nachdem ich heuer im Jänner beim Africa Eco Race in der Classic als Beifahrer in einem Volvo C303 mauretanische Luft schnuppern konnte (s. Bericht im Forum) ist Mauretanien als „Wüstenland“ in mir erwacht. Dieses Land mit seinen riesigen Landschaften und einsamen Tracks war auch bei einem weiteren Fahrzeugteam mit Bremach T-Rex intensiv auf dem Radar. Die lange Anfahrt bis nach Mauretanien, ca. 1.000 km bis Genua und dann nochmals 2.500 km durch Marokko bis zur Grenze Westsahara/Mauretanien ist zwar hart, konnte uns aber nicht abhalten. So waren wir vier Fahrzeuge, neben dem G (statt meinem Pinzgauer 718 SAN), ein Unimog 4023 und wieder der Steyr 12M18, beide von der Marokkoreise 2023, sowie ein T-Rex.

Abb. 1 – Vier auf großer Tour

Abb. 2 – Long way to Mauretanie

Abb. 3 – Unsere Route in Mauretanien
Wenn jemand eine Reise tut, so kann er was erzählen
(Matthias Claudius im Jahr 1775)
Schon bei der Anreise in Marokko ist Flexibilität gefragt. Ein familiärer Todesfall erzwingt für ein Team eine Unterbrechung der Reise. Kurz danach eine undichte Wasserpumpe beim 12M18. Die ausgebaute Pumpe wurde mit besorgten Ersatzteilen in einer Werkstatt in Marrakesch zusammengebaut (einpressen von Wellen-, Gleitringdichtung und Radlager mit Hilfe einer hydraulischen Presse). Aus- und Einbau inkl. Reparatur und Ersatzteilbesorgung erfolgte binnen nur eines Tages. Der Zusammenbau der Pumpe in einer Werksstatt stellt sich allerdings als nicht fachgerecht heraus. Die Pumpe leckt neuerlich. Zwangspause am Strand in Tarfaya und eine Woche warten auf die Rückkehrer mit Ersatz aus der Heimat (per Handgepäck im Flieger mitgebracht). Diese Umstände teilen die Gruppe und lässt diese erst wieder in Atar zusammentreffen.

Abb. 4 – Leckende Wasserpumpe am 12M18 verursacht einen 1-wöchigen Zwangsaufenthalt in Tarfaya bis Ersatz eintrifft


Der Grenzübertritt nach Mauretanien ist bekannt für einen Spießrutenlauf, sowohl auf marokkanischer Seite (Poste-frontière El Guergarat) als auch auf mauretanischer Seite (hier mit Hilfe des sehr engagierten „Fixers“ [Grenzübertrittshelfer] Ahmeida). Mitsamt Mittagspause der Grenzer auf marokkanischer Seite (wovon wir zuvor noch nichts gehört hatten) hat das Passieren der Grenze schlappe 8 Stunden gedauert.
Nach der langen Anfahrt und der doch etwas eintönigen Durchfahrt durch die Westsahara bietet sich nach der Grenze ein Abstecher samt Pause in Nouadhibou (an einem [zensiert] [Halbinsel] an der Atlantikküste gelegen, ähnlich wie Dakhla) an. Beliebt bei Reisenden ist ein Verweilen bei Viktor in der Villa Maguela, abseits vom Stadttrubel. Nouadhibou ist die zweitgrößte Stadt Mauretaniens mit dem größten Hafen und damit auch Wirtschaftszentrum. Hier endet auch der Eisenerzzug und erfolgt die Verladung auf Schiffe.
Entlang der Erzbahn nach Atar
Nouadhibou – (Bou Lanouar) – Ben Amera – (Choum) – Atar
Atar liegt in der zentralen Region Adrar (also in der westlichen Sahara) und bildet das Wirtschafts-zentrum für den Norden. Entlang der geradlinig in West-Ost-Richtung liegenden Grenze zur Westsahara verläuft die Erzbahnstrecke und an dieser führt südlich davon eine meist breit gefächerte Sandpiste ins Landesinnere durch weitgehend unbesiedeltes Gebiet.
Es ist Mitte Oktober und hier im Süden wird es deutlich spürbar heißer als in Marokko. Unser Trinkwasserbedarf steigt sprunghaft an.
In der Nacht im Halbschlaf können wir das erste Mal das minutenlange Dröhnen und Grollen eines herannahenden und dann wieder verschwindenden Zuges hören, aber nicht sehen. Dazu stehen wir zu weit abseits hinter einer Düne. Entlang der eingleisigen Strecke bestehen vereinzelt Ausweichstellen um, für die zurzeit täglich in jede Richtung fahrenden drei Züge, Zugkreuzungen zu ermöglichen. Wir werden noch mehrmals Zügen begegnen sowohl auf offener Strecke als auch an einzelnen Bahnhöfen.

Abb. 9 – Erzbahn, ca. 700 km

Abb. 10 – Erzbahnzug, 3 Dieselloks ziehen

Abb. 11 – Erzbahnzug, bis zu 2,5 km lang und 220 Waggons
Heißer Sandwind bläst uns um die Ohren. Die Sicht ist zeitweise deutlich eingeschränkt und wir müssen uns konzentrieren unseren Weg durch die vielen Weichsandfelder zu pflügen.
Abends erreichen wir Ben Amera bzw. den gleichnamigen größten Monolith Afrikas (633 m), welcher nach dem Uluru (Australien) der weltweit zweitgrößter sein soll. Nur wenige Kilometer weiter liegt der etwas kleinere Ben Aïsha, bekannt durch zahlreiche Steinmetzarbeiten, Ergebnis künstlerischer Aktionen.

Abb. 12 – Ben Amera, Monolith mit 633 m Höhe
Wir folgen der Bahnlinie noch einige Kilometer, queren letzte Dünenfelder, um danach in einem großen Bogen durch herrlich einsame Landschaften mit imposanten herausragenden Bergkuppen nach Süden Richtung Atar abzuzweigen.

Abb. 13 – Alltagstreiben in Atar

Abb. 14 – Alltagstreiben in Atar
Erg Amatlich
Atar – Erg Amatlich – Atar
Wie schon oben erwähnt ist Atar der zentrale Punkt in der Region Adrar, gelegen an den Ausläufern des Erg Maqteïr und Erg Ouarane, im Adrar-Plateau (ca. 500 bis 700 m Höhe). Dieses ist geprägt durch schroffe Felshügel, steile Schluchten, imposante Pässe und zahlreiche Oasen.
Der wohl bekannteste Standplatz für Overlander in Atar ist das Bab Sahara. Was zunächst sehr bescheiden wirkt, entpuppt sich im Laufe der Zeit - je länger und weiter man in Mauretanien herumkommt - als willkommener Ort. Hier werden wir noch einige Male Station machen.
Der Erg Amatlich liegt südwestlich von Atar und uns erwarten sowohl landschaftliche als auch fahrerische Highlights. Schroffe Felsen, weite sandige Täler, enge Canyons - zugeweht von Sanddünen - sowie als Schlüsselstellen die sandige Auffahrt zum Pass Tifoujar und die Dünenquerung des Erg Amatlich. Die Passauffahrt ist, neben der Länge und Steilheit, durch sich ändernde Bedingungen wie Verspurungen und Auswaschungen (im Monat zuvor gab es in der Region ungewöhnlich starke Regenfälle) gekennzeichnet. Passende Wahl der Fahrlinie und niedriger Reifenluftdruck sind entscheidend.

Abb. 15 – Anfahrt zum Pass Tifoujar

Abb. 16 –Steile, sandige und ausgewaschene Auffahrt zum Pass Tifoujar
Mit Eintritt in die Dünen, hier gibt es keine Fahrspur, sind die herausfordernden Bedingungen nochmals (z.B. Navigation) deutlich verschärft. Ein Glücksfall befreit uns von weiterer Wegsuche durch die Dünen, als eine Karawane an uns vorbeizieht, deren Spuren wir gut folgen können. Ebenso wie diese unerwartet aufgetaucht ist, ist diese später auch wieder verschwunden.

Abb. 17 – Erg Amatlich, wo geht es hier lang?

Abb. 18 – Erg Amatlich, schwierige Querung

Abb. 19 – Erg Amatlich, wir folgen einer Kamelkarawane
Vor uns liegt allerdings noch der Hauptkamm des Ergs. Wir stoßen auf eine wunderbare, relativ frische Fahrspur, die uns durch das vor dem Gassi liegende Dünengebiet führt. Einfach herrlich, kein Vergleich, Sandfahren mit höchstem Genussfaktor!
Wieder in Atar warten wir auf das Eintreffen unserer Nachreisenden.
Erg Maqteïr und das „Auge Afrikas“
Atar – Tourine – Tenoumer – El Ghallaouiya – Guelb er Richat (Auge Afrikas) – Ouadane – Chinguetti – Atar
Diese Tour erstreckt sich über etwa 1.100 km und es ist für zumindest 900 km Sprit einzuplanen. Eine Schwierigkeit der Planung liegt in der Einschätzung der Anteile an Sandfahrten, da hierfür durchaus mit doppeltem Verbrauch (kurzfristig auch mit noch viel mehr) zu rechnen ist. Entsprechend sind auch Wasservorräte und Lebensmittel mitzunehmen. Erst in Ouadane und Chinguetti gibt es wieder Versorgungsmöglichkeiten.
Wir verlassen Atar in nördöstlicher Richtung. Für einige Zeit wird das Adrar-Gebirge als mächtigste Erhebung (Ez Zerga knapp 800 m Höhe) wichtige Orientierung zu unserer Rechten sein, bevor wir uns entlang eines nur etwas niedrigeren Gebirgszuges (Assâbeth el Hassâne) von ca. 100 km Länge Richtung Tourine orientieren können. Davor gilt es allerdings die Ausläufer des Erg Maqteïr zu durchfahren. Wie schon beim Erg Amatlich beginnt die Wegsuche durch das Dünenlabyrinth. Wir haben zwar einen Track, hin und wieder sind vereinzelte Spurenreste aus dem „Nichts“ ins „Nichts“. Eine gangbare Querung in die Realität umzusetzen gestaltet sich als nicht so einfach. Diesmal sind die „Dicken“ dabei. Meist fahre ich mit dem G voraus, da dieser beim Steckenbleiben am leichtesten zu bergen ist. Wenn man als hinten Fahrender Spuren folgt, scheint es oft so, als wäre der Weg vorgegeben oder, das kann auch sein, dass man einen besseren Weg gesehen hätte. Nichts geht mehr. Wir beschließen das Nachtlager vor Ort einzurichten.

Abb. 20 – Unerwartete offene Wasserstelle

Abb. 21 – Es gibt schon lange keine Spur mehr der wir folgen könnten

Abb. 22 –Nach erfolgloser Wegsuche und Steckenbleiben brechen wir ab und schlagen unser Nachtlager auf

Abb. 23 –Neuer Tag, neue Chance

Abb. 24 –Grabstätte von Sheikh Ahmed El Béchir (1806-1860)

Abb. 25 –Artesischer Brunnen

Abb. 26 – Ehemaliges französisches Dreiecks-Fort

Abb. 27 – Wir kommen gut voran in abwechslungsreicher Landschaft
Den ersten Teil der Tour, bis Tourine, habe ich aus einem Youtube-Video durch akribische Suche auf Satellitenbildern zusammengestellt. „T-Rex“ hat später dazu auch einen Track von einem alten Mauretanien-Kenner „Wilfried“, den wir persönlich nicht kennen, erhalten. Wir hanteln uns von Punkt zu Punkt und erfreuen uns an unserer abgelegenen Streckenwahl.
Ein Funkspruch vom 12M18 langt ein. Reifenpanne - eine schadhafte Stelle an einer Reifenflanke hat zu einer irreparablen Beschädigung geführt. Der Radwechsel konnte zügig und ohne Komplikationen erledigt werden. Die spätere Ersatzreifen-Beschaffung ist allerdings eine eigene Story.

Abb. 28 – Reifenpanne, ein Radwechsel beim LKW erfordert doch gewisse Fertigkeiten
Über staubige und eher eintönige Pisten erreichen wir im Wettlauf gegen den Sonnenuntergang den (Impakt)Krater Tenoumer mit 1,9 km Durchmesser und einem Kraterrand von 100 m. Die Nacht wird leider sehr unangenehm stürmisch. Im Dachzelt vom G ist nur wenig an Schlaf zu denken. Schon einmal beim Nachtplatz am Ben Amera gab es so starke Fallwinde, dass man dachte, das Zelt würde vom Dach gerissen.

Abb. 29 – Staubige Anfahrt zum Krater Tenoumer

Abb. 30 – Nach einer stürmischen Nacht, friedlicher Sonnenaufgang im Krater Tenoumer
Ab nun geht’s nach Süden zurück zum östlichen Ende des Adrar-Gebirges. Über mondähnliche Landschaften, zwischen Sand- und glitzernden Steinflächen, die beim Befahren knirschen und klirren wie beim Gehen im Eisschnee, nähern wir uns dem Einstieg in den Erg Maqteïr. Zuerst Luft ablassen und mit Schwung wird die erste Dünenanhöhe angefahren. Wir erreichen eine für uns völlig neue Sphäre von einer Art Hochland-Sandebene unterbrochen von parallel verlaufenden Dünenkämmen, die wir diagonal durchfahren müssen. Gegen Mittag, bei grellem Licht, sind die Landschaftskonturen schlecht erkennbar. Mit gewisser Anspannung fahren wir entlang der Täler, um an geeigneten Stellen die Dünenkämme zu über- bzw. umfahren. Man ist in ständiger Ungewissheit über die bestehenden Bodenverhältnisse und riskiert beim vom Gas Gehen den nötigen Schwung an Weichsandstellen zu verlieren.

Abb. 31 – Zunächst über mondartige Landschaft …

Abb. 32 – … geht es in den Erg Maqtier
Schon bald sehen wir am Horizont die Abbruchkante des dem Erg gegenüberliegenden Gebirges. Nun muss noch eine passende Abfahrt über die steil abfallenden Dünen gefunden werden.
Wir erreichen das frühere französische Fort El Ghallaouiya, welches bis vor einigen Jahren als mauretanischer Militärposten diente. Es könnte heute als Filmkulisse Verwendung finden.

Abb. 33 – El Gahllaoiya, noch bis 2016 vom mauretanischen Militär in Verwendung
Nur ein paar Kilometer weiter durchfährt man die beeindruckende Schlucht Trig Chouail, an deren Wänden prähistorische Gravuren zu finden sind.

Abb. 34 – Lieber schlagen wir unser Nachtlager in der nahe liegenden …

Abb. 35 – Schlucht Trig Chouail auf …

Abb. 36 – … auf deren Hängen Felszeichnungen zu finden sind
Am Ausgang von dieser, entlang des Südrandes vom Adrar-Gebirge geht es über viele Kilometer bestens befahrbare feste Sandoberfläche des Erg Ouarane zur Abbruchkante des Guelb er Richat („Richat-Struktur“), auch das „Auge Afrikas“ genannt.

Abb. 37 – Abbruchkante zum Guelb er Richat

Abb. 38 – Die Abfahrt erfolgt über die auf das Plateau angewehte Sanddüne. Wie soll man da raufkommen?

Abb. 39 – Wie angenehm nicht viel schaufeln zu müssen
Die Entstehung dieser kreisförmigen Struktur mit einem Durchmesser von 45 km ist nicht restlos geklärt. Die sich ausgebildeten konzentrischen Ringwälle scheinen weder auf einem Meteoriteneinschlag noch auf einer vulkanischen Explosion zu basieren. Aktuellen Erkenntnissen nach sind diese durch die Erosion einer Domstruktur entstanden. Die Aufwölbung zuvor entstand wiederum durch magmatische Intrusion (eindringen von schmelzflüssigem Magma in die Erdkruste). Die Struktur ist nur aus der Luft zu sehen, besonders auffällig aus dem Weltall.

Abb. 40 - Guelb er Richat (Auge Afrikas) – Quelle: Internet
Ouadane lag einst an einer wichtigen Handelsroute und ist heute, vom Westen (Atar) kommend, der letzte Ort mit Infrastruktur. Für uns, aus umgekehrter Richtung kommend, begehrter Platz zum Auffüllen von frischen Vorräten und Treibstoff (nur Diesel erhältlich). Eine kleine Tourführung durch die Altstadt lässt auf frühere Zeiten als Karawanserei und Handelsniederlassung blicken.

Abb. 41 – Ouadane, eine Dieselpumpe hinter einem Fensterladen

Abb. 42 – Ouadane, die Ruinen der Altstadt ziehen sich weitläufig den Berghang hinauf

Abb. 43,44 –Ouadane, Ksar - UNESCO Weltkulturerbe

Abb. 45 – Chinguetti, Camp in der Auberge Rose des Sables

Abb. 46,47 – Chinguetti, Schutz hinter den Mauern der Auberge

Abb. 48 – Chinguetti, südlicher Stadtteil mit …

Abb. 49 – … der Vieille Ville (Altstadt)

Abb. 50 – Chinguetti, Besuch der berühmten Bibliothek Habott

Durch herrliche Sand- und sanfte Dünenflächen, vorbei am schroffen Zerga-Gebirge (Teil des Adrar-Plateaus) geht es zurück zum Ausgangspunkt nach Atar.
Atar - Bab Sahara
Atar, das Bab Sahara und das Warten auf einen LKW-Ersatzreifen
Atar, in einem weitläufigen Tal im Adrar-Plateau gelegen, ist der zentrale Umschlagplatz am Rande der westlichen Sahara. Östlich davon findet man erst wieder in Algerien, Mali bzw. Niger bedeutende Infrastruktur. In Atar spielt sich ein chaotisch buntes Leben ab. Für Reisende ist die Stadt ein strategischer Versorgungspunkt mit dem weithin bekannten Campingplatz Bab Sahara als Treffpunkt.
Wenn man das erste Mal nach Atar kommt, vielleicht sogar direkt mit dem Flugzeug das erste Mal für einen Wüstentrip, muss man sich - vorsichtig ausgedrückt - auf einen gewissen Kulturschock einstellen. Verwirrung entsteht auch bei der Umrechnung der Währung. Ganz vereinfacht kann man 1 Ouguiya (MUR) mit 0,025 Euro umrechnen. Man bekommt also umgekehrt für 1 EUR 40 MUR. Mit der Währungsreform 2018 wurde der Ouguiya um den Faktor 10 geändert. Dadurch werden Preise sehr oft in der alten Währungseinheit benannt, also als 10-facher Preis. Beim Tanken lässt sich das schnell plausibel umrechnen: 1 l Diesel kostet um die 52 MUR, also dividiert durch 40 (oder durch 4 und 1/10 lässt sich gut im Kopf rechnen oder wenn 1 EUR = 40 MUR sind, sind 52 um 30% mehr usw.), d.s. 1,30 EUR/l. Für Einheimische muss das ein Wahnsinnspreis sein. Dazu kommt, dass viele selbsternannte Einkaufshelfer, von denen man auf der Straße angesprochen wird, oder auch in den kleinen Geschäften selbst, typischerweise beim Wassereinkauf, Phantasiepreise verlangen - bis zum 4-fachen … am Ende waren es dann etwa 50 Cent/l. Das ist für uns ok. Nachdem in den kleinen Geschäften (große gibt es keine) keine Preise angeschrieben sind, wird das Einkaufen zu einem Glücks- und meist Verhandlungsspiel.
Das Bab Sahara, am westlichen Stadtrand, versteckt hinter Mauern mitten im Straßengewirr gelegen, bietet einen grün beschatteten Rückzugsplatz mitten in der Wüste. Sein Gründer, Justus Buma, ist letztes Jahr im Sommer verstorben. Nach dem Tod seiner ersten Frau Cora steht die Journalistin und Filmemacherin Leonie van den Schoor an seiner Seite und versucht den Betrieb unter zu Hilfenahme des neuen Managers Ronaldo, ebenfalls aus den Niederlanden, mit einem kleinen einheimischen Team fortzuführen. Wir können ihnen nur viel Erfolg zum Aufbringen des notwendigen Geschicks für das Zusammenführen unterschiedlicher Kulturen wünschen.

Abb. 54 – Bab Sahara, Rückzugsort

Abb. 55-57 – Ronaldo, der neue Manager vor Ort; gutes Wasser aus dem eigenen Brunnen; Ersatz langt ein
So verbringen wir drei Tage auf diesem Platz bis mit Hilfe eines „friend“ nach zähen Verhandlungen und lediglich per Foto ein (gebrauchter und in brauchbarem Zustand) Ersatzreifen aus dem 450 km entfernten Nouakchott mit Verzögerungen herangeschafft werden konnte. Der Reifenwechsel vom Ersatzrad erfolgt in Windes Eile und uns erwartet eine neue Tour in unbekanntes Gelände.
Vom Adrar- ins Tagant-Plateau
Atar – Hnouk – Ksar El Barka – Tidjikja („Wilfried-Track“)
Im Bab Sahara beginnt langsam die Hauptsaison und die im Oktober noch ruhigen Tage werden durch reges Kommen und Gehen abgelöst. An den Wettlauf permanenter unterschiedlicher Moschee-Lautsprecher um die Deutungshoheit ab den frühen Morgenstunden und ebenso am Abend und in der Nacht können wir uns nicht gewöhnen. Nachdem wir ausreichen Geld gewechselt und Treibstoff-, Wasser- und frische Lebensmittelvorräte aufgefüllt haben, sind wir froh uns vom doch manchmal chaotischen Treiben in Atar wieder zu verabschieden.
Der Weg in die Tagant-Region bzw. zur Ruinenstadt Ksar el Barka, eine früher bedeutende Karawanserei, in der Zwischenzeit ab den 1970iger Jahren verlassene Stadt, wird sich als gewisse Herausforderung über mehrere Tage erweisen.
Zunächst folgen wir der erst vor wenigen Jahren neu erbauten Asphaltstrecke Richtung Tidjikja. Wir passieren die Oase Terjit, den Pass de Tourvine, Aoujeft und gelangen bis zu einer Falaise (Abbruchkante), welche durch einen imposanten Taleinschnitt, dem Oued Timinit, gebildet wird. Nach der Passabfahrt biegen wir gegen Süden in weite Täler, Schluchten, Gebirge und dazwischen liegenden Dünenketten des auslaufenden Adrar-Plateaus.
Die Macht der Eindrücke ist so groß, dass ich es kaum in überschaubare Worte fassen kann. Wir fahren entlang von Oueds, zwischen und über Dünenberge, gelangen von einem Tal ins andere, dann wiederum auf felsige Hügel. Wir sehen vereinzelt bewirtschaftete kleine Palmenfelder (immer wieder auch abgezäunt), abseits gelegene kleine Steinhäuser-Ansammlungen und da und dort trifft man auf ein Dorf mit kommunaler Einrichtung, erkennbar durch die Beflaggung. Oft handelt es sich um eine kleine Schule. Während der Reise bleiben wir an solchen Orten gerne stehen, da hier eine gute Möglichkeit für eine kurze Plauderei und Übergabe von kleinen Gastgeschenken besteht. Wir finden das ist geeigneter als bei bettelnden Menschenansammlungen an den Hotspots auf den Straßen.

Abb. 58 – Ein neuer Fußball

Abb. 59,60 – Dorfschule im Adrar-Gebirge
Zügig, aber Sand, Sand, Sand, unsere Motoren laufen auf Volllast, erreichen wir die Hnouk-Schlucht mit einem wieder einmal atemberaubenden Nachtplatz in völliger Stille.

Abb. 61 – Hnouk Schlucht

Abb. 62 – Ausfahrt Oued Hnouk
Unser Weg führt uns - großräumig gesehen – entlang am Fuße des westlichen Adrar-Plateaus. Weg- oder Fahrspuren kommen und verschwinden wieder. Mit der Zeit erkennen wir, dass der Track, welchem wir ab der Hnouk-Schlucht folgen, lediglich eine grobe Streckenwahl vorgibt.

Abb. 63 – Trotz Zick Zack-Kurs entkomme ich nicht den Tücken einer unscheinbaren Ausfahrt aus einer Senke

Abb. 64 – Welch ein Glück, wenn das Bergeunternehmen vor Ort ist!
Auch auf anderem Kartenmaterial ist lediglich eine dünn strichlierte Linie eingezeichnet. Sowohl Track als auch die „dünne, strichlierte Linie“ zeigen schnurgerade durch ein ca. 150 m hohes Dünengebiet. Mit großem Engagement versucht jeder auf eigene Faust anhand seiner auf dieser Reise bisher erlernten Skills sich einen Weg durch diesen Dünengürtel zu bahnen, was kläglich scheitert. Erst die Entscheidung für eine großräumige Umfahrung und Querung an anderer Stelle bringt uns auf besser befahrbares Terrain. Wir treffen wieder auf deutliche Fahrspuren, die aber letztlich in eine andere, für uns falsche, Richtung führen.

Abb. 65 – Dünenumfahrung, dahinter ein zu umfahrendes Steinfeld
In einem weiten Tal angekommen nächtigen wir an einem von uns benannten „Little Ben Amera“.

Abb. 66 – „Little Ben Amera“
Der nächste Tag führt wieder durch atemberaubende Landschaften. Abwechslungsreiche Dünenlandschaften sind zu queren und wir sind fahrtechnisch gefordert uns auf die wechselnden Bedingungen einzustellen. Wir schaffen lediglich 120 km und der Tag endet beim Versuch eine Düne in der buckligen Grasbüschellandschaft zu umfahren in einem kleinen „Steckenbleiben-Desaster“. Einer nach dem anderen verfängt sich, bis auf den 12M18, welcher auf Abwegen unterwegs war. Er durfte alle seine Kräfte zum Bergen des Unimogs einsetzen. Wir beschließen ein neues Nachtlager aufzuschlagen.

Abb. 67 – Charakteristische Dünenlandschaft, riesige Sicheldünengebirge mit schuppenartigen Dünenabhängen

Abb. 68 – Festgefahren (darauf haben alle insgeheim gewartet
Am nächsten Tag erreichen wir Ksar el Barka. Leider sind die Ruinen eingezäunt und nicht frei begehbar. Die Pisten bleiben sehr sandig und sind meist nur zu erahnen. Erst allmählich kehren wir zurück in dünn besiedelte Gebiete bis wir in die Route N3 nach Tidjikja einmünden.

Abb. 69 – Ksar El Barka, verlassene Karawanserei
Entlang des Tagant
Tidjikja – Tichitt – Rocher de Makhrouga (Elefantenfelsen)
Tidjikja ist die Hauptstadt der Verwaltungsregion Tagant im südlichen Zentrum Mauretaniens und liegt auf ca. 440 m Höhe auf dem Tagant-Plateau. Es ist der letzte Ort mit Versorgungsmöglichkeiten. Bei der Stadteinfahrt finden die üblichen Polizei- und/oder Militär-Kontrollen statt, die nach persönlichen Angaben fragen. Routiniert geben wir unsere vorbereiteten Fiches ab (bereits vorab ausgefülltes bzw. ausgedrucktes Datenblatt mit unseren Angaben). Am kleinen Hauptplatz mischen wir uns ins Abendgewühl für kleine Besorgungen. Dort werden wir von einem Beamten in Zivil und einem Polizisten aufgefordert noch zusätzlich eine Kopie unseres Reisepasses abzugeben. Woher eine Kopie nehmen? Sie könnten ein Foto vom Pass machen, wie auch an der Grenze mehrfach geschehen. Nein, man beharrt auf einer Kopie. Nach einigem freundlichen Palaver gibt man sich doch mit einem Abfotografieren zufrieden und wünscht uns eine gute Reise.

Abb. 70 – Tidjikja, geschäftiges Treiben
Am nächsten Tag bei der Ausfahrt aus dem Ort, kommt uns nochmals eine Polizei Patrouille entgegen und fordert uns zum Anhalten auf. Ein stattlicher Mann in Uniform stellt sich höflich als der zuständige Polizeikommandant vor, fragt, ob wir in Französisch oder Englisch sprechen wollen und ob wir schon einmal in Mauretanien waren. Er vergewissert sich, ob wir wissen, was wir tun, wenn wir hier weiter gegen Osten in die Wüste fahren und wohin wir überhaupt wollen. Wir bejahen und zeigen den Pistenkuh-Führer zum Elefantenfelsen. Mit „Elefantenfelsen“ kann er nichts anfangen, aber „Rocher de Makhrouga“ schon, zumindest tut er so. Ob er jemals dort war? Er gibt uns den Ratschlag auf die Balisen (Leitpfosten, Wegmarkierung) alle paar Kilometer entlang des Weges zu achten und wünscht uns „bon voyage“.
Aus den tief ausgefahrenen Sandpistenspuren entlang der Tagant Abbruchkante lässt sich reger – auch LKW-Verkehr (Treibstoffversorgung) – ableiten. Hinter der kleinen Ortschaft Lekcheb ist der „Pistenkuh“-Track eine Zeit lang durch eine neue Streckenführung ersetzt. Wir folgen jedoch dem „alten Weg“ der sich allerdings rasch im „Nichts“ auflöst. Eine willkommene Abwechslung zum „Schienenfahren“ im Sand. Die vom Postenkommandanten angesprochenen Balisen (quadratische Betonsäulen) kann man vielerorts bis Tichitt finden. Eine Zufahrt bis an die Kante selbst ist nur eingeschränkt möglich. An dieser bietet sich ein herrlicher Blick in den Erg Aoukar (Aoukar Senke).

Abb. 71 – Abbruchkante des Tagant mit Blick auf den Erg Aoukar
Nicht nur für die Einheimischen, auch für uns, sind die entlang der Strecke neu errichteten bzw. noch in Bau befindlichen Sendemasten äußerst hilfreich zur Erledigung kleiner Büroarbeiten während der Fahrt. Beim Djebel Zig liegt der gleichnamige Brunnen und führt die Piste fließend von der Hochebene in die Aoukar Senke zu den am Fuße des Tagant liegenden Oasen.

Abb. 72 – Brunnen Zig
Im Dhar Tichitt (Gebiet Tichitt) finden sich die ältesten erhaltenen archäologischen Siedlungen Westafrikas und sind die ältesten Steinsiedlungen südlich der Sahara. Tichitt lag einst an einer Handelsroute und war bis Anfang des 20. Jahrhunderts noch eine autarke Stadt. Es wurde gemeinsam mit Oudane, Chinguetti und Oualata aufgrund ihrer historischen Ksour (Mz. von Ksar) 1996 zum UNESCO-Weltkulturerbe ernannt.
Es liegen noch abwechslungsreiche 120 km gegen Osten bis zum Rocher de Makhrouga vor uns. Über eine weite Senke, vorbei an Sicheldünen und zwischen den Ausläufern des Erg Aoukar gelangen wir nach Akhrejit, wo wir einen sandigen Bergrücken überwinden müssen.

Abb. 73 – Offene Wasserfläche, Kameltränke im See vor Akrejit
Zwischen Dünenausläufern und Falaise geht es wieder auf das Plateau über endlos bucklige Landschaft bis wir, zunächst noch im Dunst, den östlichsten Punkt unserer Reise, den Rocher de Makhrouga, erkennen können. Bis zum nächsten Tag können wir diesen Platz in unterschiedlichsten Lichtverhältnissen genießen bevor wir wieder nach Tichitt zurückfahren. Wir stellen dabei fest, dass unsere Spuren in großen Teilen bereits wieder verweht und nicht mehr sichtbar sind.

Abb. 74 – Rocher de Makhrouga

Abb. 75 – „Elefantenfelsen“

Abb. 76 – Akrejit, weit, weit abseits: mit einem Fußball können wir eine Freude machen

Abb. 77 – Dorfschule in Tweijnitt, noch weiter abseits - der Schuldirektor lässt seine Schüler für uns antreten

Abb. 78,79 – Schule ohne Fenster

Abb. 80 – In der Weite der Wüste, riesige Kamelherde auf dem Weg zu einer Wasserstelle

Abb. 81 – Härteste Arbeitsbedingungen (s.a. Arbeitsgerät auf der Schulter)

Abb. 82 – Jede Mitfahrmöglichkeit wird genutzt
Erg Aoukar auch Aoukar-Senke
Tichitt – Ayoun el Atrous (Salzkarawane)

Abb. 83 – Erg Aoukar
Dieses Gebiet erschließt sich südlich der Tagant-Abbruchkante und soll in der Zeit von etwa 1.700 vor Christus bis 400 vor Christus von einem abflusslosen See bedeckt gewesen sein. Das ist also noch gar nicht so lange her. Auf dem Weg nach Süden ist der Übergang von der Wüste, von Sanddünen mit den typischen und sehr unangenehm befahrbaren Grasbüscheln (Schilf), bis in die Sahelzone erkennbar.
Abgebautes Salz in der Gegend östlich von Tichitt wird mit Karawanen nach Ayoun el Atrous transportiert. Diese Strecke wird zwischenzeitig unregelmäßig von Einheimischen befahren.
Wir können zunächst beim Verlassen von Tichitt den Einstieg nicht finden, da Abzäunungen den Weg versperren und wir immer mehr nach Osten in eine Sebkha (Salztonwüste/Salzsumpf) abdriften. In solchen scheinbar ausgetrockneten Ebenen kann sich knapp unter der Oberfläche durch aufsteigendes Grundwasser eine tückisch weiche Schlammschicht bilden …
Im verwehten Sand ist zunächst nicht viel erkennbar. Doch dann treffen wir zwischen den Dünen auf tausende Kamelspuren und vereinzelte Fahrspuren und so bildet sich an manchen Dünenübergängen ein schwach trassenartiger Weg, durch eine endlos erscheinende Dünenlandschaft übersäht mit Grasbüschel. Während wir mit dem G spielerisch dem Auf und Ab folgen, werden den beiden „Dicken“ durch deren breitere Fahrspur schwere Tage abverlangt. Wir treffen auf eine Karawane auf ihrem Nachtplatz sowie eine Kamelherde nach Norden ziehend beim Queren eines Dünenrückens von einem Tal ins nächste.

Abb. 84 – Kamelherde entlang der Salzkarawanenroute

Abb. 85 – Karawanenpfad durch den Erg Aoukar

Abb. 86 – Einer von vielen Brunnen in der Senke von Bou Derga mit schwarz schimmerndem Sand
Nach dem Brunnen Bou Derga ändert sich die Landschaft und wir treffen auf erste Rinderherden. Kühe im Sand statt auf saftigen Weiden. Für uns unglaublich, wovon sich diese ernähren sollen.

Abb. 87 – Statt saftiger, sandige Weiden. Wovon leben diese Rindviecher?
Die bäuerlichen Betriebe werden immer zahlreicher und bald tauchen wir ins geschäftige Treiben von Ayoun el Atrous ein. Diese Stadt mit ca. 22.000 Einwohnern liegt an der berühmten Straße der Hoffnung „Route de l’Espoir“ (oder auch „Transmauritanienne“ genannt), der N3, der einzigen Fernstraße in West-Ost-Richtung über 1.100 km von Nouakchott bis Nema.

Abb. 88 – Ayoun el Atrous, herrlich frisches Brot

Abb. 89 – Ayoun el Atrous, auch für Fleisch wäre gesorgt
Guelta Metraucha (Saharakrokodile) – Kiffa - Nega Pass - El Gheddiya
Wohltuend ist es dem Asphaltband Richtung Westen zu folgen. In einem Dorf nehmen wir eine enge, unscheinbare Abzweigung zwischen Häusern zur nicht weit entfernten Guelta Metraucha. Nach einer kleinen Wanderung durch das Oued und entlang einer Felsflanke gelangt man am Ende einer Schlucht zu einem erhöhten Beobachtungspunkt. Von dort kann man aus einiger Entfernung Saharakrokodile in einem kleinen Wasserbecken beobachten. Bis vor einigen Jahren dachte man in Europa, dass Saharakrokodile ausgestorben seien. Auch in Matmata und El Kheddia gibt es noch einige.


Abb. 90-92 – Guelta Metraucha, Saharakrokodil (Bildersuchrätsel)
In der Provinzhauptstadt Kiffa können wir für den G einbaufähige (beengte Platzverhältnisse) 2 x 12 V Batterien auftreiben. Diese waren schon seit einigen Tagen vollkommen hinüber und wurde permanente Starthilfe benötigt. Nach getaner Arbeit genießen wir das herrlich frische Brot, welches auf großen Tabletts getragen, von fliegenden Händlern angeboten wird.
Unsere müden LKW-Fahrer können nur mit Mühe zur Anfahrt eines weiteren landschaftlichen Höhepunktes, dem Nega Pass, motiviert werden. Dieser Pass erlangte u.a. seine Berühmtheit durch eine einstige Streckenführung bei der Paris-Dakar. Die Anfahrt vom Süden aus Kiffa bis Boumdeid ist ebenfalls bereits asphaltiert und führt daher sehr angenehm durch prärieartige Landschaft tlw. gesäumt von Dünengebirgen. Vorbei an der Barrage Boumdeid führt die Piste entlang eines Oueds zwischen dem Tagant-Gebirge und den hohen roten Dünen des westlichen Randes des Erg Aoukar. Ein mächtiges Dünengebirge bildet den Anstieg und Übergang auf das Plateau mit herrlichem Ausblick. Für mich der wohl schönste Nachtplatz auf dieser Reise.

Abb. 93 – Anfahrt zum Nega Pass

Abb. 94 – Entlang der Dünen am Nega Pass
Die schwierige Passauffahrt wird es vermutlich schon bald nicht mehr geben. An einer neuen Piste wird gebaut. Bis El Gheddiya kann man Pistenbau in allen Bauphasen beobachten.

Abb. 95 – Nega Pass: Aus der Luft ergibt sich ein ganz anderes Bild der Lage
In El Gheddiya kommt man abseits durch einen dichten Palmenhain bis an ein Guelta am Fuße eines wohl zeitweise wasserführenden Wasserfalls. Krokodile konnten wir hier nicht erspähen allerdings Kamel- und Ziegenherden in aller Ruhe bei der Tränke beobachten.

Abb. 96 – Guelta El Gheddiya
Überraschend endet der Pistenbau Richtung Norden zur Verbindungsstraße von Tidjikja zur N3. So kommt es, dass wir hin und wieder den Weg verlieren und nochmals da und dort querfeldein durch die Landschaft bummeln bis wir die Verbindungsstraße erreichen.
Nbeika – Moudjeria - Route de l’Espoir (Die Straße der Hoffnung)
Nach einigen Wochen Mauretanien hat man doch schon einiges gesehen und kennengelernt und unsere Erwartungen sind beim Einfahren in Dörfer und Städte entsprechend angepasst. Nbeika hat uns - wir sind zugegebenermaßen lediglich durchgefahren - allerdings hinsichtlich Verschmutzung noch einmal nach unten korrigiert.
Nur wenige Kilometer westlich liegt am Fuße eines Plateauabbruchs die kleine Ortschaft Moudjeria. Zwei steile Serpentinen bilden den Übergang in die weite Ebene bis zur 400 km entfernten Küste an den Atlantik.

Abb. 97 – Moudjeria
Unser Blick schweift entlang der Passstraße über den Ort und den dahinter liegenden weiß strahlenden Erg in die Ferne. Nochmals werden wir auf zahlreiche Kamelherden auf dem Weg zu umliegenden Wasserstellen treffen. Unsere innere Kompassnadel zeigt jedoch schon wieder deutlich zurück nach Norden zum Mittelmeer. Eine wunderbare Reise geht langsam dem Ende zu.

Abb. 98 – Typische Häusersiedlung entlang der Hauptstraße
Über Nouakchott zurück zur Grenze nach Marokko (Westsahara)
Nationalpark Banc d´Arguin – Nouadhibou
Auf unserem Weg nach Norden passieren wir Nouakchott. Ehrlich gesagt haben wir keine Motivation uns dort aufzuhalten. Vielleicht ein anderes Mal.
Wir unternehmen noch einen kleinen Abstecher in den Nationalpark Banc d´Arguin. Man sollte bei der Parkverwaltung nicht ohne Eintritt zu zahlen vorbeifahren. Das kommt nicht gut an. Wir erfreuen uns an den sich ständig ändernden Wolkenformationen und den Blick auf den Atlantik, weniger über den Müll am Strand.

Abb. 99 – Nationalpark Banc d´Arguin, Cap Tafarit

Abb. 100 – Der Strand ist, trotz Nationalpark, leider vermüllt
Wir machen nochmals Stopp in der Villa Maguela um Nouadhibou als zweitgrößte Stadt ein wenig zu erkunden.

Abb. 101 – Villa Maguela, nochmals Erholung vor der langen Fahrt nach Norden

Abb. 102 – Villa Maguela, fangfrischer Fisch am Grill

Abb. 103 – Nouadhibou, warten am Bahnhof auf den Erzzug

Abb. 104 – Nouadhibou, Fischereihafen

Abb. 105 – Vom Boot …

Abb. 106 – … auf den Pickup zur Kühlhalle
Résumé
Mauretanien, ein bei uns eher unbekanntes Land, erweist sich als vielfältig und herausfordernd. Auch wenn es den Anschein fehlender Superlative erweckt, beeindrucken die verschiedenen Landschaften und der für uns hohe Grad an Freiheit in der Streckenwahl. Noch nie konnten wir auf einer Tour so große Distanzen im Offroad zurücklegen, was einen besonderen Reiz dieser Reise darstellt.
Mauretanien – schaffen wir es noch einmal zu kommen?

Abb. 107 – Keep cool, take it easy