Super & Ultimate Super / E5 & E10 / Glaubensfrage oder mehr

[hoeal]

Schönen Guten Morgen,
gleich vorweg, ich tanke in meinen alten Motorrädern und Autos inkl Pinzgauer schon immer klassischen Super 95 Oktan / E10 mit Bleiersatz, hin und wieder etwas 2Takt Öl. Funktioniert seit etlichen Jahren völlig problemlos. Jetzt hatte ich schon vor längerem bei einem Oldtimertreffen im Nachbarort eine lange Diskussion mit einem Fahrzeugbesitzer, der Stein und Bein auf Ultimate Super und wie die alle heißen mit 98 Oktan und höher und E5, da alles viel besser für den Motor ist, keine Dichtungen angreift und der Sprit insgesamt stabiler ist.

Im Selbstversuch nach 2 Tankfüllungen Super Plus merke ich genau gar keinen Unterschied, dass irgendwas besser geht oder der Motor weniger braucht. Wie haltet ihr das Thema, was kippt ihr dem den ewig saufenden Pinzgauer in den gierigen Schlund ?

lg
Alois

[eniac]

In keinen der Motoren in meiner Reichweite kommt E10.
Der Pinzi und der Hafi bekommen immer schön das leckerli aus der Dosierflasche. Zwar nicht zu 100% dosiert aber nach Gefühl.

[exilfranke]

Der Kollega fahrt wohl auch nur um den Kirchturm herum mit seinen Stehzeugen. Viele hier sind ja stets bemüht, ihre Saufziegen dorthin zu bringen, wo der Sprit billiger ist und ehrlicherweise W5 für Wassergehalt dranstünde. Ich stell ihn so ein, dass er mit dem hier erhältlichen schlechtesten Sprit leidlich gut lauft, im Land der zweifelhaften Kraftstoffnorm dann nehme ich den besten erhältlichen Sprit. So lauft die Sausteign immer gleich "eher so medium".

Unvergessen das Telefonat mit nem Rallyeveranstalter auf dem Weg nach Genua - wir sollen mal eben am Flugplatz vorbeifahren und für einen Teilnehmer 800l AvGas "oder so Flugzeugsprit" nach Afrika mitbringen. Bei genauer Nachfrage konnte man nicht sagen, ob Avgas oder Jet A1 und bei welchem Flugplatz nahe Genua denn jetzt genug von der Brühe vorhanden wäre, und ob man dort bereit und in der Lage sei, das in den Tank vom grossen Olivgrünen 8-rad reinzutrielern und was wir denn machen sollen, wenn es der falsche Sprit ist, dann war es dem doch zu heikel. Am Ende fuhren alle Autos mit tunesischem Standardgebräu.

Beim spanisch-englischen Ackerdiesel habe ich gute Erfahrungen mit dem synthetischen Diesel gemacht, der hat wirklich weniger gerußt. Und interessanterweise haben die Leute von der Motorsägenspritfraktion jetzt auch die Oldtimerei entdeckt. BMW fördern ein Werk für power-toliquid-Kraftstoffe.

Synthetische Kraftstoffe find ich interessant, weil bei dem Zeug gezielt ein Gemisch hergestellt wird, das auf die Anwendung hin entwickelt wird, statt das zusammenzumampeln, was an der Destillationssäule aus den Rohren 8, 15, 34 bis x rauslappert und nicht anderweitig teurer verkauft werden kann. Frei nach dem Motto "Wenn wir da keine Plaste oder anderen Kram draus machen können, dann verbrennen wir es halt in den Autos."

[Gregorix]

Die oktanzahl ist eigentlich egal, solange sie hoch genug ist. Das Problem mit den Premium ultimate und Co Sprit ist eher, dass darin von den Mineralölfirmen verschiedenste Additive zugemischt werden, die in modernen Motoren Sinn machen, dem alten Traktormotor aber nicht alle immer unbedingt gut tun.
z.B. irgendewelche Systemreinger und Hochdruckstabilisierer. Die bringen nix, aber wenn der Sprit zum Beispiel Jahrzentealte Ablagerungen ablöst, dann wird gerne was undicht, pumpt nicht mehr, oder zieht Falschluft...
Gebaut wurde der Motor für weitestgehend Benzin pur. Das einzige was zu beachten ist, damals war Benzin pur halt auch anders (Blei und Co) und ohne Alkohol.
Ich würde daher den billigsten Sprit nehmen (bei uns, wo kein Wasser oder sonstge Verunreinigungen im Sprit sind, sondern der Preisunterschied aus den mehr oder weniger tollen Additiven kommt) und gelegentlich ein Schluckerl Bleiersatz oder 2Takt Öl füttern
Das entspricht der natürlichen Umgebung für den Motor am besten.
Wichtiger ist gutes passendes Motoröl.
Seit das gute Zeugs alles nicht mehr erlaubt ist, ist in den Ölen recht wenig drinnen, wass Motoren wirklich lieben. Moderne Motoren sind daran gewöhnt. Unsere Diven nehmen diese modischen Designerschmierstoffe mit Ökomascherl weniger gerne zu sich.

[Heinz]

Ich als Wenigfahrer mit meinen Oldtimern nehme den Super+ mit 5% Bio (ohne Bio wäre mir natürlich lieber), weil ich glaube, dass bei meinen Vergasermotoren der Sprit nach langen Standzeiten verdunstet ist und die E10 Brühe nicht verdunstet sondern austrocknet und im Vergaser das eine oder andere verstopft und so den Motorlauf beeinträchtigt (so bei meinem Pinzgauer, Dodge WC 52, beim Willys MB und bei meinem R107.046).

[rubber-duck]

Willst du ohne Ethanol, kannst du zum Aral Ultimate greifen. Laut Norm darf das zwar auch bis 5% Ethanol enthalten, der Hersteller verbrieft allerdings, zumindest in Deutschland, Ethanolfreiheit (was der Wettbewerber mit der gelben Muschel nicht tut).

Ob Verdunstungsreste des E5- oder E10-Kraftstoffs für verstopfte Bohrungen und Kanäle sorgt, liegt nach meiner Erkenntnis weniger am Kraftstoff, sondern eher an verwendeten Materialien im Kraftstoffsystem.
Bei mir stand ein Motorrad 10 Jahre unbewegt mit E10 im Tank, aber nur im Benzinhahn gab es Ablagerungen und Verharzungen. Der Vergaser war i.O.
Bei einem anderen Motorrad hatte ich (noch vor der Ethanol-Ära) schon nach wenigen Wochen Probleme mit honiggelbem bis bakteriengrünem Schlonz im Vergaser.

Im realen Leben existiert oft gar kein Unterschied zwischen E5 und E10 Kraftstoff. Die Normen geben ja nur den Maximalanteil an Ethanol an, weniger ist immer zulässig. Da schenken sich viele Raffinerien und Tankstellenbetreiber die Kosten für doppelte Logistik und Buchhaltung, und haben einfach sowohl an der E5 wie an der E10 Zapfsäule denselben Sprit, dann natürlich E5. Übrigens unabhängig ob Deutschland oder Österreich...
Ok, eine Einschränkung muss ich dazugeben: Das Tankstellenmonitoring das ich mal durchgearbeitet habe, betrifft einen Zeitraum der jetzt schon ein paar Jahre zurück liegt (ca. 5 - 10). Nicht auszuschließen, dass sich daran inzwischen was geändert hat - ich glaube es aber kaum.

Wer sich die Mühe machen möchte und Indizien dafür suchen: Beim Zoll (D) nachforschen, ob die verbindliche Quote an Kraftstoffen aus regenerativen Quellen tendenziell übererfüllt ist.
Und wer die Möglichkeit hat, an ein Tankstellenmonitoring von SGS ranzukommen, der kann es ganz genau wissen. I.d.R. hat man dafür wenig Chancen, es sei denn man kommt an Infokanäle von Forschungseinrichtungen oder Großfirmen im Bereich Kraftstoffe, Fahrzeuge, Motoren ran.

[Norbert Palme]

Ich glaub, so langsam finden wir die Lösung für das Thema Dampfblasen....
Die ÖBH-Haflinger hatten ja stets mechanische Benzinpumpen direkt am Motor. Und das hat vermutlich Anfangs (1960 bis 1980) recht gut funktioniert, obwohl die Pumpe ständig warm ist.

Wobei die Schweizer immer schon elektrische Pumpen hatten. Und diese nahe beim Tank, wo es relativ kühl ist.

Mein Hafi hat seit einiger Zeit auch eine elektrische Pumpe, ganz nahe beim Tank. Er dankt es mit Zuverlässigkeit.
Und ich trinke ja auch kein warmes Bier....

[Lorenz]

Meines Wissens wurden die CH Hafis beim Militär auf die elektrische Pumpen umgerüstet.

[hoeal]

.... mein 710M ist ein Ex Schweizer und hat eine mechanische Pumpe verbaut. Ich denk nicht, dass diese irgendwann mal nachträglich reingekommen ist

[eniac]

Meines Wissens wurden die CH Hafis beim Militär auf die elektrische Pumpen umgerüstet.

[hoeal]

... ah ja, wer liest ist im Vorteil